Die Villányer Rebsorten: Die Roten
Blauer Portugieser - früher Kékoportó oder Oportó
Nach neuesten Erkenntnissen aus dem Jahr 2016, die auf genetischen Untersuchungen basieren, ist Portugieser eine natürlich Kreuzung aus Blauer Zimmertraube x Sylvaner die aus der Untersteiermark stammt, die heute zu Slovenien gehört.
Nach Jancis Robinson (Rebsorten und ihre Weine,Hallwag, Bern und Stuttgart 1997) war er früher über ganz Südwestfrankreich verbreitet, wo er als Portugais Bleu bekannt ist. Vertreten ist er dort noch in Gaillac, wo seine Bedeutung nur allmählich abnimmt (vgl. Jancis Robinson a.a.O.) Nach Auffassung von Ambrosi/Dettweiler-Münch/Rühl/Schmid/Schumann (Farbatlas Rebsorten, Verlag Ulmer, Stuttgart 1998) wurde er um 1772 vom Freiherrn de Fries von Portugal nach Österreich gebracht, von wo er sich u.a. nach Ungarn verbreitete. Diese Ansicht dürfte mit den neuesten Forschungsergebnissen widerlegt sein. Nach anderer Auffassung wurde er von Benedictinermönchen aus Südwestfrankreich nach Ungarn gebracht. Auch diese Auffassung läßt sich wohl nicht mehr halten.
Stark verbreitet ist er auch in Deutschland, hauptsächlich in der Pfalz und an der Ahr, mit leichten, hellen Rotweinen und Weißherbst, etwas weniger in Franken. Darüberhinaus in Tschechien, der Slowakei, in Österreich und in Villány, Ungarn, wo er ein ideales Terroir vorfindet.
Er ist eine frühreifende Sorte, die fruchtige Weine mit relativ geringer Säure und mildem Tannin hervorbringt. Die Weine können schon jung getrunken werden. Die besseren unter ihnen haben gleichwohl ein Alterungspotential von weit über 5 Jahren. In Villány findet er für die Entfaltung seiner Eigenschaften und seines Charakters ideale Bedingungen vor. Typisch sind Lakritz- und Veilchenaromen, begleitet von Johannisbeeren, die nach ca. einjähriger Flaschenreife zu herrlicher Fruchtsüße finden.
Kékfrankos - Blaufränkisch - Lemberger
Kékfrankos/Blaufränkisch/Lemberger ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt (vgl. Ambrosi u.a., a.a.o.) und stammt wie der Portugieser aus der Untersteiermark, die heute zu Slovenien gehört und ist nach den jüngsten Erkenntnissen aus dem Jahr 2016, die auf genetischen Untersuchungen basieren, eine natürliche Kreuzung aus Blauer Zimmertraube x Heunisch.
Neben den Hauptanbaugebieten Österreich und Ungarn verbreitet auch in Württemberg, in Tschechien und der Slovakei unter dem Namen Frankovka und im US-Staat Washington als Limberger. Hat in Villány den empfindlicheren Kadarka ersetzt.
Reift spät und bringt in der Jugend feinfruchtige, säurebebtonte Weine, die aufgrund ihrer Tanninstruktur und ihrer festen Säure von langer Haltbarkeit sein können. In Villány bei entsprechender Behandlung körperreiche für langjährige Faß- und Flaschenreife geeignete hochwertige Weine.
Cabernet Sauvignon
Er ist bekanntlich eine der drei bordelaiser Sorten (neben Cabernet Franc und Merlot), aus denen die großen Bordeaux-Weine gekeltert werden. In Villány wird er seit über 130 Jahren angebaut. Mittlerweile hat er, was die Rebfläche betrifft, mit dem Kékfrankos annähernd gleichgezogen.
Er erbringt in Villány fruchtige, schwere, körperreiche Weine mit dem für ihn typischen Johannisbeerenaroma. Seinen Weinen sollte man bis zur Trinkreife im Idealfall 5 Jahre Zeit geben. Sie haben ein Alterungspotential von weit über 10 Jahren. Da qualitätsorientierter Weinbau in Villány im wesentlichen erst wieder seit 1989 betrieben wird, kann Verläßliches über sein wirkliches Potential noch nichts gesagt werden. Aus dem großen Jahrgängen 2000 und 2003 gibt es aber inzwischen im Jahr 2017 noch zahlreiche Beispiele großer Weine.
Cabernet Franc
Als (kleiner?) Bruder des Cabernet Sauvignon gilt zunächst das zu diesem gesagte. Er ist in Villány weniger verbreitet als jener.
Seine Weine finden wegen ihres geringeren Tanningehalts schon früher zur Trinkreife und haben einen vergleichsweise weniger widerspenstigen Charakter. Sortenrein ausgebaut kann er schon nach 4 bis 5 Jahren einen erstaunlich ausgewogenen, körperreichen Wein mit großer Finesse erbringen. Sein Alterungspotential liegt ebenfalls weit über 10 Jahren und kann im Moment nur mit den oben genannten Unbekannten bezeichnet werden.
Merlot
Er ist so lange in Villány wie die anderen "Franzosen", bei zunehmender Anbaufläche.
Er reift früher als die Cabernets. Seine Weine gelangen schon nach 1-2 Jahren zur Trinkreife. Sie sind von pflaumenwürziger Fruchtigkeit mit blumigem Bukett. Aufgrund des geringeren Tanningehaltes verfügen sie im Vergleich zu den Cabernets über einen volleren Körper. Sie werden in Villány reinsortig ausgebaut oder mit einem oder beiden Cabernets zu Cuvées verschnitten. Das Alterungspotential liegt bei entsprechender Behandlung weit über 5 Jahren.
Médoc Noir
Laut Jancis Robinson (a.a.o.) handelt es sich dabei um den ungarischen Namen für Merlot. Wird in Villány allerdings als eigenständige Rebsorte verstanden und in relativ geringen Mengen angebaut. In älteren ampelographischen Werken ist die Sorte nicht erwähnt. Unter Umständen wurden Merlot-Reben aus dem Médoc nach Villány gebracht und dort wegen ihrer Herkunft und der dunklen Farbe ihres Weines mit diesem Namen versehen. Daraus könnte sich über Mutationen die mit dem Merlot verwandte Rebsorte entwickelt haben.
Die Weine weisen durchaus eine Verwandtschaft mit dem Merlot auf, sind aber kaum identisch. Vielleicht werden eines Tages genetische Untersuchungen Klarheit bringen.
Pinot Noir
Er wird gegenwärtig in Villány noch in relativ geringen Mengen angebaut. Dabei kommt fast ausschließlich der Klon M2 zum Einsatz, der zwar zuverlässig hohe Zuckergrade erbringt, im Hinblick auf ein ausgeglichenes Frucht - Säure - Spiel und das notwendige Quantum an feinen Tanninen jedoch nicht immer überzeugt. Zum Teil erbringt er für die vorherrschenden Boden- und Klimaverhältnisse erstaunlich helle Weine, was an den produzierten Mengen liegen dürfte. Trotzdem zeigen einige Beispiele, daß er in Villány bei entsprechender Behandlung überzeugen kann.
Kadarka
Stammt vermutlich aus der Grenzregion zwischen Albanien und Montenegro (vgl. Jancis Robinson, Rebsorten und ihre Weine, Hallwag, Bern und Stuttgart 1997). Die Raitzer und dalmatische Flüchtlinge sollen sie auf der Flucht vor dem sich ausbreitenden osmanischen Reich nach Villány gebracht haben (vgl. Ambrosi u.a., a.a.o.). Sie ist die berühmteste und älteste in Ungarn bekannte Rotweinsorte. Sie ist anfällig für Graufäule und erbringt aufgrund ihrer späten Reife unregelmäßige Ernten, weshalb sie in Villány von Portugieser (früher Kékoportó) und Kékfrankos verdrängt wurde. In jüngster Zeit gelangt sie in Form eines widerstandsfähigeren Klonen (Gewürzkadarka) wieder zur Einpflanzung. Erbringt bei entsprechender Behandlung frucht- und säuregetragene, mittelschwere, ausbaufähige Weine mit besonderem, blumigem Bukett, die in den besten Qualitäten an große Burgunder erinnern.